Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Olga Sabadin

Olga Sabadin kommt aus der Urkraine, lebt im Nordquartier, malt florale Sujets und auch Bilder über Bern, die noch bis am 7. Januar im Breitschträff zu sehen sind. Mich hat Olgas Geschichte wundergenommen und ich habe sie zu ihrer Kunst und ihrem Leben befragt.

Olga Sabadin
Olga Sabadin. Bilder: zVg

Malerei ist für dich auch Meditation und das Erschaffen deines eigenen Universums. Wie fühlt sich dein Universum an und welche Farbe dominiert dort?
Mein Universum ist ein Planet meiner Träume und Erinnerungen. Alles kommt von meiner Seele, meinen Gedanken und meinen Träumen und die Farben sind normalerweise leuchtend und lebendig. Ich liebe Orange und Blau, Gelb und Grün und für meine aktuellen Bilder verwende ich Neon-Farben. Sie sind sehr lebendig und wechseln den Effekt bei Dunkelheit, haben auf diese Weise «zwei Gesichter» und leuchten in der Nacht – magisch!

Das Malen hat dich seit früher Kindheit fasziniert. Hattest du ein Vorbild?
Mein Vorbild war die Natur; Blumen, der Mond und Tiere. Ich wuchs in unserem Haus mit Mutters Garten auf. Sie pflanzte viele Blumen und der Garten war mein kleines Paradies.

Du bist in gross- und kleinflächiger Malerei unterwegs und liebst das Darstellen der Natur in deinen Bildern. Fehlen dir dein Garten, deine Natur und dein Zuhause in Kostiantynivka?
Ja, das tue ich. Ich habe meine Eltern und Familie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und vermisse meine Stadt und mein Land. Beide sind ein Teil von mir.

Du zeigst deine Werke mit der Ausstellung «Home» noch bis am 7. Januar im Breitschträff. Die Vernissage fand am 1. Dezember statt. Wie waren die Reaktionen?
Die Vernissage war sehr warmherzig und schön, meine Freunde und einige für mich neue Gesichter kamen vorbei. Wir diskutierten viel, es war gemütlich und fühlte sich wie das Zusammensein mit einer Familie an. Ich bin sehr dankbar für dieses Gefühl. Ich liebe es, wenn Menschen meine Bilder verstehen und sich mit meiner Kunst wohl fühlen.

Home; was bedeutet «Daheim» für dich? Möchtest du dereinst in dein «Daheim» zurückkehren oder hast du deine Heimat auch hier gefunden?
Für mich ist Heimat der Ort, wo ich mich wohl und willkommen fühle. Die Schweiz wurde mein zweites Zuhause und deshalb habe ich diesen Titel für meine Ausstellung gewählt. Ich wollte zeigen, wie wichtig mir das neue Land und die neue Stadt sind, die Leute, die meine Freunde wurden und mich hier sehr unterstützt haben. Eines Tages möchte ich meine Eltern und Heimatstadt besuchen, aber momentan ist das wegen dem Krieg unmöglich.

Wie war es für dich, deine Heimat zu verlassen und an einem dir fremden Ort neu zu beginnen?
Ich habe meine Heimat bereits einmal verlassen, als ich nach China ging, aber dieses Mal war es anders, weil ich mein Land des Krieges wegen verliess. Es ist nicht einfach für mich und ich versuche, jeden Tag positiv zu denken, was mich viel Energie kostet, weil ich jeden Tag schlechte Nachrichten von meiner Familie erhalten könnte. Meine ganze Familie beschloss, in der Heimat zu bleiben; das musste ich akzeptieren und meinen eigenen Weg gehen. Es ist sehr schwierig, mit einem Lächeln im Gesicht zu leben, die neue Heimat zu geniessen, Deutsch zu lernen und dabei immer Angst zu haben, meine Familie zu verlieren. Ich male sehr viel, was mich ablenkt und mir hilft, meinen Weg weiterzugehen ...

Was hat dich ins Nordquartier geführt?
Nach meinem Aufenthalt in Attisholz in Solothurn wollte ich in der Schweiz bleiben. Ich wählte Bern zufälligerweise; vielleicht war es aber auch Intuition, vielleicht war es Gott, das Universum. Meine erste Wohnung hatte ich am Viktoriaplatz und zog dann einige Male um, blieb aber immer im Quartier wohnen. Vom Breitsch hatte eine Besucherin einer meiner früheren Ausstellungen in der Französischen Kirche erzählt. Auch wenn ich nicht weiss, wie es funktioniert, aber je mehr ich unterwegs bin, desto mehr Leute, die mir weiterhelfen, treten in mein Leben.

Was gefällt dir an den Berner Sujets, die du unter anderem thematisierst?
Ich liebe Bern und liebe es, die Stadt zu entdecken. Ich möchte diese Gefühle mit Menschen teilen.

Wie erlebst du die Stadt?
Ich laufe gerne und viel oder fahre mit dem Velo durch Bern und entlang der Aare. Ich treffe auch gerne neue Leute und höre mich um, was gerade in Bern los ist und erfahre auf diesem Weg viel über die Stadt und deren Seele. Ich habe hier meine Lieblingsplätze gefunden, habe alle Kirchen, Museen und viele Ausstellungen, Events und Festivals besucht. Bern inspiriert mich sehr. Ich habe Freunde in Bern und bin verliebt in diese Stadt.

Du liebst es, Fassaden und Mauern mit deiner Kunst zu versehen. Welche Wand würdest du in Bern gerne mit deinem Werk verschönern?
Ja, das stimmt, ich würde gerne einige Wandmalereien oder Graffitis in Bern machen. Ich liebe es, Blumen zu malen, und fände es schön, einige Wände rund um den Botanischen Garten zu bemalen oder Fassaden bei Blumengeschäften. Bern hat allerdings nicht viele bemalbare Wände, weil Bern eine alte Stadt mit historischen Gebäuden ist. Aber wer weiss, vielleicht werde ich eines Tages etwas in Bern realisieren dürfen.

Wo bist du in Bern gerne unterwegs und wo ist dein Ort der Ruhe, falls du diese suchst?
Ja, ich liebe ruhige Orte. Ich mag den Rosengarten oder die Gegend rund ums Paul Klee-Museum. Normalerweise spaziere ich an der Aare und bin auch gerne auf dem Gurten unterwegs. Ich liebe den Botanischen Garten und Orte rund um Bern; Muri, den Thunersee. Wenn ich alleine sein möchte, packe ich mein Fahrrad und radle ohne Ziel los, irgendwo hin ...

Danke liebe Olga für deine Zeit und deine Gedanken und viel Erfolg mit deiner Ausstellung.


Persönlich

Olga Sabadin wurde 1992 in Kostiantynivka in der Ukraine geboren, wo sie von 2005 bis 2016 Kunstschule, Kunsthochschule und die Staatliche Akademie für Design und Kunst absolvierte. In Letzterer schloss sie mit Auszeichnung in der Fachrichtung «Monumentalmalerei» ab. Von 2019 bis 2020 arbeitete Olga in China und erhielt 2021 die Auszeichnung «Beste junge Künstlerin» in der Ukraine. Olga fertigt seit jeher auch Wandbilder an, die sie in der Ukraine und im Ausland als Auftragsarbeiten ausführt. In der Schweiz arbeitete und lebte sie unter anderem zwei Monate im Attisholz- Areal in Solothurn, wo sie Wände mit bildnerischen Symbolen aus der Ukraine versah. 2022 verzierte sie unter dem Motto «Blooming Garden» Mauern und die Hausfassade der Papeterie Brodmann hinter dem alten Kino in Burgdorf. Seit Dezember 2022 wohnt Olga im Breitenrain. Nebst der Kunst liebt sie das Reisen, das Zusammensein mit Menschen, die Natur und Workshops mit Kindern.


Aktuelle Ausstellungen mit Olga Sabadin in Bern

  • Alex Doll Galerie, Gerechtigkeitsgasse 74: Berner Landschaften, 9.12.23–3.1.24
  • Französische Kirche Bern, Alex Doll und Olga Sabadin: Krippe. 10.12.23–10.1.2024

 

www.olgasabadinartist.com

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Olga Sabadin
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