FC Breitenrain

Mit voller Kraft und Zuversicht ins Jubiläums-Jahr

Am 4. März 1994 fusionierten der FC Minerva und der FC Zähringia zum FC Breitenrain. Das Feierjahr beginnt für den Kultverein mit einer einmaligen Heimspiel-Serie.

Jean-Claude Galli
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Für die beiden Nordquartier-Teams, BSC YB und FC Breitenrain, war es ein Match-Weekend zum Vergessen: zwei Heimniederlagen. Ob Servette FC davon profitiert hat, dass sie ihr Samstag-Training auf dem Sportplatz SPITZ Spitalacker absolvierten, ist nicht belegt. Aber durchaus möglich … (Bild:Daniel Jüni)

Das gabs noch nie: Mit nicht weniger als fünf Heimspielen in Folge startet der FC Breitenrain in die Rückrunde der Promotion League – eine späte Folge der Platzsanierung vom letzten Sommer, als der «Spitz» während Wochen nicht zur Verfügung stand. Marco Hurter fehlt bei diesem denkwürdigen Auftakt. Die Nummer 20 ist zum Glück nicht etwa schwer verletzt, der Grund seiner Abwesenheit ist eigentlich erfreulich und privater Natur. Mit seiner Partnerin befindet er sich auf einer halbjährigen Weltreise. «Mäsche» ist weit mehr als ein verlässlicher Verteidiger und torgefährlicher Weitschütze, sondern übers Captainamt hinaus eine echte Identifikationsfigur. Die etwas saloppe Frage geht deshalb an seinen temporären Stellvertreter Loris Lüthi: Läuft der «Laden» auch ohne «Mäsche»? Lüthi kann die FCBFans beruhigen. «Der ‹Laden› läuft, aber man merkt selbstverständlich, dass ‹Mäsche› fehlt. Er ist einer, der sehr viel für den Verein macht, auf und auch neben dem Platz. Er ist jene Person, die den Brave Spirit wohl am meisten lebt, eminent wichtig für die Mannschaft, die gute Seele des Clubs.» Und ganz loslassen kann Hurter nicht einmal am anderen Ende der Welt. In Neuseeland stellte er für die Nacht einen Wecker, um das erste Spiel gegen Kriens vom 17. Februar live auf RED schauen zu können. Er erlebte eine späte Aufholjagd zum 2:2 durch Tore von Loris Lüthi und Andri Rüegsegger. «Anfangs hatten wir Mühe, jene Emotionen ins Spiel zu bringen, die es in dieser Liga gegen jeden Gegner braucht», sagt Lüthi. «Das 0:2 zur Pause war natürlich eine grosse Hypothek. Wir gingen zu passiv in die Zweikämpfe und überliessen unseren Gästen das Diktat, konnten unser Pressing nur bedingt aufziehen und begingen zu viele Eigenfehler. In der ersten Halbzeit hatten wir enorm Mühe, jenes Gesicht zu zeigen, das wir Spieler und auch die Zuschauer lieben. Und nur 45 Minuten echter Breitsch-Fussball reichen eben nicht.»

Minimalziel Rang 7

Das sieht auch Trainer Edvaldo Della Casa so, der ebenfalls die fehlenden Emotionen in Hälfte 1 bemängelte. «Erst nach der Pause stand jenes Team auf dem Platz, das ich wirklich sehen möchte», sagt er. «Wir wollen den ‹Spitz› grundsätzlich wieder zu einer Heimfestung machen und am Ende unbedingt die direkte Cup- Qualifikation schaffen», gibt er das Minimalziel für die Rückrunde aus. Im Kopf natürlich immer noch die unvergesslichen Bilder vom Cup- Kracher gegen YB 2023 im Wankdorf. Dafür braucht es am Ende mindestens Rang 7. «Noch besser wäre eine Platzierung in den Top 5», sagt Lüthi. «Das ist zwar ambitioniert, aber eigentlich realistisch. Die Qualitäten dazu haben wir jedenfalls.» Die Basis gelegt wurde diesen Winter mit einem Trainingslager in Barcelona. «Wir hatten gute Trainingsverhältnisse. Und der Aufenthalt war auch wichtig für die Teambildung.» Mit Stürmer Emmanuel Mast vom FC Solothurn sowie Mittelfeldspieler Yama Sherzad vom FC Biel kamen zwei neue Akteure, Severin Freiburghaus, Luca Schneeberger und Floran Ajeti verliessen den Verein. Aus der jetzigen Häufung an Heimspielen erkennt Lüthi eigentlich nur Vorteile. «Wir erlebten es in der Vorrunde mit sechs Auswärtsgängen selber. Diese mehrstündigen Carfahrten jeden Samstag waren sehr kräfteraubend. Auf dem ‹Spitz› konnten wir in der Vergangenheit viel von unserer Heimstärke profitieren. Wir kennen den Kunstrasen und fühlen uns hier echt zuhause. Und die Gegner freuen sich in der Regel nicht darauf, zu uns zu kommen.»

Allgemeiner Aufschwung

2024 ist nicht nur punkto Rückrundenstart ein besonderes Jahr. Vor 30 Jahren – am 4. März 1994 – fand im Restaurant Jardin die Gründungsversammlung des FC Breitenrain statt. Um genau 19.47 Uhr und 25 Sekunden wurde der neue Vereinsname angenommen und die Fusion zwischen dem FC Zähringia und dem FC Minerva besiegelt. Die erste Mannschaft begann in der dritten Liga und mauserte sich im Lauf der Jahre zur erfolgreichsten Quartiermannschaft der Schweiz. Doch nicht nur an der Spitze des Vereins gab es eine stetige Entwicklung. Stand 2023 ist der FCB der grösste Verein im Fussballverband Bern-Jura und der achtgrösste des Landes. Zuletzt konnte nach furiosem Start der ersten Equipe von Sonja Lundsgaard-Hansen und Andy Egli ein zweites Frauenteam gemeldet werden. Laufende Bewegung gibt es auch abseits des Platzes. Zählte die Donatorenvereinigung 2010 80 Mitglieder, sind es mittlerweile über 300. Massgeblichen Anteil an diesem Aufschwung hat Max Haller, der das Donatoren- Präsidium nun an Tom Berger übergab. Haller erschien gegen Kriens erst zur Pause auf dem «Spitz» und brachte so offenbar das nötige Spielglück mit, wie seine Kollegen scherzten. «Vielleicht sollte ich in Zukunft noch öfters zu spät kommen», meinte er. Doch Neo-Captain Loris Lüthi hat für die kommenden Heimspiele volles Engagement über 90 Minuten in Aussicht gestellt. Das wird auch Marco Hurter beruhigen, wo immer auf der Welt er gerade den Wecker stellt, um «seinen» FC Breitenrain sehen zu können.

Infos und Spielplan unter:

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Stets voll konzentriert und mit Blick auf jedes Detail: Edvaldo Della Casa.
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Ein sicherer Wert im Team: Temporär-Captain Loris Lüthi. (Bilder: Andreas Blatter)
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