Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Joel Gmür

Joel Gmür
Liebt nebst der Kreativität das Kreieren atmosphärischer Welten. (Bild: zVg)

Als 2021 Joel Gmür mit 15½ Jahren in die Grafikfachklasse der SfGB eintritt, ist er zweitjüngster Absolvent, der diese direkt und ohne Vorkurs beginnt. Er besucht zwar die Grafikfachklasse in Biel, hat dennoch einen Bezug zum Nordquartier. An der Schänzlistrasse arbeitete er für seine Abschlussprüfungen und in der Gibb absolvierte er die Aufnahmeprüfung.

Joel wuchs mit seiner Familie in Laupen bei Bern auf und zeichnete schon als Kind viel, inspiriert durch seine Tagesmutter, die er oft während der Woche besuchte. Sein Talent wurde schon früh erkannt, der Wunsch, dass er in Richtung Kunst weitergehen möchte, wuchs während seinem Studium an der SfGB. Soeben hat Joel Gmür die Abschlussprüfung bestanden und ist nun auf der Suche nach einem kleinen Grafikatelier, wo er seine Fantasie und seine Ideen – er liebt das Kreieren von Konzepten ebenso – ausleben kann. Nebst Zeichnen und Malen liebt er das Musikmachen am Computer, Gamedesign und das Kreieren atmosphärischer Welten.

Erinnerst du dich an dein erstes Bild, das du gezeichnet oder gemalt hast und was war darauf zu sehen?
Eher nicht, weil ich schon gezeichnet habe, bevor ich mich daran erinnern konnte. Aber es ging immer um Tiere, um deren Form, Charakteristik und um das Organische. Ein Rabe, den ich mit fünf Jahren gezeichnet habe, hängt im Wohnzimmer meiner Grosseltern ...

War während der Schulzeit das Zeichnen dein liebstes Fach und warst du dir deines Talentes schon früh bewusst?
Ich war mir meines Talentes nicht bewusst, aber fühlte mich beim Zeichnen immer am wohlsten und erhielt dort auch immer die besten Noten.

Während deinem Studium wurde dir bewusst, dass du einen Weg in Richtung Kunst einschlagen wirst. Was hat dich daran besonders gereizt?
Mir wurde bewusst, dass ich mich seit jeher für Kunst interessiert hatte, vor allem für das Zeichnen. Ich tat es immerzu. Mich hat gereizt, etwas zu machen, das bleibt. Etwas, das ich am Ende meines Lebens betrachten und die Entwicklung darin erkennen kann. Kunst hat mir auch die Angst vor dem Tod genommen, weil etwas von mir bleibt ...

Hat man dich nie mit der Behauptung konfrontiert, Kunst sei brotlos?
Klar, ja. Mir ist es aber egal, wenn Leute das meinen. Es ist mein Traum, einmal davon leben zu können, und ich gehe diesen Weg weiter.

Du malst und zeichnest gerne in Richtung Fantasy und könntest dir vorstellen, Animationen für Spiele in Traumwelten zu entwerfen. Woher kommen deine Ideen für die Bilder dieser Fantasiewelten?
Die kommen meistens intuitiv, aber auch während der Entstehung am Computer. Spiele bzw. Welten «wachsen» während dem Prozess.

Was fasziniert dich an «Fantasywelten»?
Die Abstraktion des Menschlichen. Die Tiefgründigkeiten, das Dunkle, das meiner Meinung nach in jedem von uns existiert. Somit liebe ich psychologischen und kosmischen Horror. Diese Themen habe ich mit 15 entdeckt und konnte auch viel Persönliches verarbeiten; Ängste, negative Gedanken – sie künstlerisch darzustellen, bedeutet für mich auch, sie zu verarbeiten, um meine Psyche kennenzulernen.

Du liebst das Erstellen von Konzepten. Gehst du beim Zeichnen/Malen konzeptionell vor oder kommen die Bilder einfach so?
Einerseits ist es Intuition, andererseits geht es darum, darin das Potential zu erkennen und konzeptionell und dennoch frei daran zu arbeiten.

Wann ist eine Geschichte zu Ende?
Das Ende zu erkennen ist schwierig und oft könnte ich endlos an einer Story / einem Game weiterarbeiten. Kunst ist es deshalb auch, das Ende zu definieren.

Du hast die SfGB und die Berufsmatur soeben abgeschlossen. Kannst du dir einen Job bei einer grossen Produktionsfirma von digitalen Spielen vorstellen oder bevorzugst du ein kleines Grafikatelier?
Ich möchte lieber selbständig oder in einem kleinen Team arbeiten und Einfluss auf die Arbeit haben. Ich möchte nicht, dass meine Ideen zu viele Prozesse durchlaufen und am Ende nicht mehr als meine erkennbar sind.

Welcher wäre dein absoluter Kreativjob, wenn du diesen frei wählen könntest?
Gamedesign.

Wie designt man ein Spiel?
Man verarbeitet die analoge Arbeitsmethode am Computer weiter. Es gibt jedoch keinen definierten Weg, wie man ein Spiel macht; es entsteht während dem Kreieren und es führen viele Wege zum Ziel.

Oft wird gesagt, jung sein sei nicht einfach heute. Stimmt diese Aussage für dich?
Jung sein hat Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist, dass man heute Zugriff auf unzählige Daten hat und sich alles selber beibringen kann. Kunst finde ich im Internet auch von unbekannten Kunstschaffenden und kann mir auch Ideen holen. Es gibt viele spannende Kanäle. Gleichzeitig ist die Informationsflut auch ein Nachteil und kann zu Verwirrung führen. Manchmal ist es schwierig, seinen Platz zu finden – die Kunst hilft mir aber bei meiner Identitätsfindung.

Welches ist dein absoluter Lieblingsort im Nordquartier?
Ich verbringe sehr gerne Zeit im BoGa.

Danke Joel für deine Zeit.

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