Jubiläum FC Breitenrain

«30 Jahre jung und voller Elan»

Aus der Fusion von FC Minerva und FC Zähringia entstand 1994 der FC Breitenrain. Zum runden Geburtstag erklären Persönlichkeiten, was dieser Verein für sie so besonders macht.

Text: Jean-Claude Galli, Bilder: Ueli Rettenmund, Peter Eichenberger und Andreas Blatter
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30 Jahre FC Breitenrain

Am 4. März 1994 wurde im Restaurant Jardin der FC Breitenrain gegründet. Die Fusion zwischen Zähringia und Minerva drängte sich auf. Sportlich lief es beiden Vereinen mässig. Sie hatten Mühe, noch genügend Vorstandsmitglieder zu finden. Und beide waren auf dem «Spitz» zuhause und nutzten die gleiche Anlage. Kurz vor 20 Uhr nahmen die 199 Stimmberechtigten den neuen Vereinsnamen fast einstimmig an. Der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch gut an viele Bierflaschen, volle Aschenbecher und eine langatmige Rede des damaligen Stadtpräsidenten Klaus Baumgartner.

Mit den gebündelten Kräften stellte sich der sportliche Erfolg bald wieder ein. Zwischen 1994 und 2012 wechselte das Fanionteam vier Mal die Spielklasse, 2012 gelang der Sprung in die Promotion League. Im Jahr 2014 übernahm mit Claudio A. Engeloch der aktuelle Präsident das Ruder. In seiner Ära mauserte sich der

«Breitsch» zum erfolgreichsten Quartierverein der Schweiz und zum Kultclub, wozu auch die Lage und die beschränkte Infrastruktur beiträgt. National bekannt wurde Breitenrain nebst dem konstant guten Abschneiden in der Promotion League auch durch Auftritte im Schweizer Cup – so 2017 und 2023 gegen den grossen «Nordquartier-Bruder » YB – und dem Vorbereitungsturnier Burkhalter-Cup, das 2025 zum 20. Mal stattfindet.

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Trainer-Duo der FC Breitenrain Frauen: Sonja Lundsgaard-Hansen und Andy Egli.

Doch ein Verein wie dieser lebt von der ganzen Breite und seiner Nachwuchsabteilung, die zu den grössten des Mittellandes zählt. Und auf die Saison 2022/23 hin entstand endlich auch eine Frauenabteilung. Bereits in ihrer ersten Saison stieg die von Sonja Lundsgaard-Hansen und Andy Egli trainierte Equipe in die dritte Liga auf und gewann sensationell den Berner Cup. Daneben zeigt die mit WWF Bern initiierte Nachhaltigkeitsinitiative das Verantwortungsbewusstsein des Vereins punkto Umwelt und Ressourcen. Und auch die Club-Geschichte wird gepflegt. Unter der Leitung von Ex-Spieler Leo Kiener wird zurzeit die Vergangenheit erforscht und aufbereitet. Der FC Breitenrain bewegt und begeistert seit 30 Jahren. Und ist so vielfältig, wie es die folgenden Stimmen bekannter Personen zeigen.

Alec von Graffenried, Stadtpräsident

Der FC Breitenrain ist seit seiner Entstehung eine Erfolgsgeschichte. Er gilt nicht nur als erfolgreichster Quartierverein der Schweiz, er verfügt auch über eine hervorragende Jugendförderung. So war es klar, dass meine Kinder wie viele andere auch beim «Breitsch» spielten. Meine schönste Erinnerung? Da gibt es viele. Am 12. August 2017 spielte «Breitsch» gegen YB im Cup. Der «Spitz» war brechend voll, die Leute rundherum stiegen sogar auf die Dächer. «Breitsch» verlor zwar 0:3, der Cupfight bleibt aber unvergesslich. Die Berner*innen schlossen den FC Breitenrain daher sofort in ihre Herzen, wegen den Spielern, mit denen sie sich identifizieren können, einer Clubführung, die nicht abhebt, und dem «Spitz», der ebenso Kultcharakter hat wie der ganze Verein.

Andy Egli, Nati-Legende

Schon vor 1994 gab es mit Peter Schiltknecht vom Hotel Bern während unseren Nati-Zusammenzügen immer wieder mal einen Austausch über die Extreme Spitzen- und Breitenfussball. Und der neu gegründete FC Breitenrain war oft Teil davon. Im neuen Jahrtausend spielte mein Sohn Ramon während mehrerer Saisons hier. Und seit kurzem sind mehrere meiner Enkelkinder in der Nachwuchsabteilung respektive im Kifu-Fussball integriert. Ein Kultclub ist der FC Breitenrain deshalb, weil es wohl keinen Verein schweizweit gibt, der 51 Mannschaften in einem Stadtquartier beherbergt, und es schafft, für alle Teams sowohl Trainings wie Spiele Woche für Woche mit stoischer Gelassenheit sicherzustellen.

Reto Nause, Gemeinderat:

30 Jahre jung und voller Elan – das ist der FC Breitenrain. Der sympathische Klub prägt nicht nur ein Quartier, sondern die ganze Stadt. Die Stimmung und die Kultur auf dem «Spitz» sind legendär. Die spektakulären und hochemotionalen Spiele des Burkhalter- Cups sind mir in besonderer Erinnerung geblieben. Damit der Verein auch die nächsten 30 Jahre frisch bleibt, braucht es gute Rahmenbedingungen und zeitgemässe Infrastruktur – das wünsche ich dem Club von Herzen.

Flavia Wasserfallen, Ständerätin:

Wirklich wundersam ist, was sich abseits des Flutlichts abspielt: das unermüdliche Engagement und Herzblut all der Trainerinnen und Trainer, Vorstandsmitglieder, des Buvette- Teams, der Platzspeaker, Kassenhäuschen- Meister, Vereinsfotografen, der Geschäftsstelle, der Kommissionsmitglieder oder Sponsor:innen. Unspektakulär vielleicht, aber das wahre Wunder. Denn ohne sie alle wären keine sportlichen Wundertaten möglich. Dieser Beitrag für unser Quartierleben, den Breitensport und die physische wie psychische Gesundheit unserer Kinder und Jungendlichen ist von unschätzbarem Wert. Dafür bin ich als Quartierbewohnerin, Fussballbegeisterte und Mutter von Breitsch-Kids ungemein dankbar.

Manuel C. Widmer, Grossrat/Donatoren- Vorstand/plattenleger mcw

Wenn ich «FC Breitenrain» höre, kommt mir in den Sinn: Hu! Kinder, die den Platz vor und nach dem Spiel und in den Pausen aktiv beleben. Unverständliche Durchsagen durch kaputte Lautsprecher. Tore in letzter Minute. Bierbratwurst. Max Haller. Hu! Andy Egli. Erfolgreiche Frauen und Männer. Zu wenig Getränkestände. Pesche im Kassenhäuschen. Und noch ein Hu!

Was den FC Breitenrain so erfolgreich und aussergewöhnlich macht: die Lage – mitten im Herzen des Quartiers und seiner Bewohner:innen. Dass er seine DNA bewahrt, statt auf Kommerz und Grösse zu setzen. Seine Unkompliziertheit. Die Zuschauer:innen, Donator:innen, Ehemaligen, Aktiven und Passiven. Und das HU!

Franziska Teuscher, Gemeinderätin:

Am FC Breitenrain schätze ich insbesondere sein Engagement für Kinder und Jugendliche. Mit über 700 Juniorinnen und Junioren ist «Breitsch» kantonsweit der Fussballclub mit der grössten Nachwuchsabteilung. Auch im Bereich der Mädchen- und Frauenförderung spielt der Club ganz vorne mit und das alles mit viel Herzblut, Professionalität und vor allem viel Freiwilligenarbeit. Der Kultverein ist – nicht nur im Quartier – sehr stark verwurzelt. Er ist wie eine grosse Familie, die von der Juniorin bis zum Senior zu allen Mitgliedern Sorge trägt. Dank den sportlichen Erfolgen in der jüngsten Vergangenheit ist er mittlerweile weit über Bern hinaus bekannt und für viele Vereine ein echtes Vorbild. Alles Gute zum Jubiläum und auf 30 weitere erfolgreiche Jahre «Hopp Breitenrain – Hu!».

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Blick in eine Vorstandsitzung des FC Breitenrain.
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Entspannte Polizisten bei Grossanlass auf dem «SPITZ».

Claudius Schäfer, CEO Swiss Football League:

Ich wohne Luftlinie wohl weniger als einen Kilometer vom «Spitz» weg und freue mich sehr, dass mein Sohn Lorenzo diesen Sommer bei den Kleinsten des FC Breitenrain beginnt. Den Ruf eines Kultvereins hat sich der FC Breitenrain durch das Engagement vieler Persönlichkeiten erarbeitet. Dazu kommt natürlich, dass die Werte des Clubs unabhängig vom sportlichen Resultat immer hochgehalten wurden. Was ich «Breitsch» zum Jubiläum und für die Zukunft wünsche: Neben dem sportlichen Erfolg, dass er seine Werte beibehält und nach dem BSC Young Boys weiterhin der grösste Anziehungspunkt für Mädchen und Jungs im Quartier ist.

Pedro Lenz, Schriftsteller

Da ich schon in den ersten Monaten nach der Gründung Mitglied des Fanclubs «Halbzeit» war, schaute ich die internationalen Spiele oft im «Halbzeit»-Lokal nahe des «Spitz». In dieser Zeit begann ich auch Partien des FC Breitenrain zu besuchen, weil einige «Halbzeit»-Mitglieder dort spielten. Was mir beim Begriff «FC Breitenrain» in den Sinn kommt: Quartierfussball auf höchstem Niveau, der berühmte Burkhalter-Cup, Edelfan Max Haller, die alte Holztribüne, die Kehrli-Brothers und eine wunderbare Buvette. Ich erinnere mich gerne an das Aufstiegsduell zur Challenge League 2011, das gegen den SC Brühl nur knapp verloren ging. Und an eine andere, noch knappere Niederlage erinnere ich mich auch, vor zehn Jahren gegen den damaligen Super-League- Club FC Thun im Cup, als Breitenrain nach 90 Minuten 2:1 führte, aber in der Nachspielzeit noch zwei Tore einstecken musste. Was «Breitsch» so erfolgreich und aussergewöhnlich macht: Bern ist eine fussballbegeisterte Stadt und der FC Breitenrain ist ein grosser Club mit einer grossen Juniorenabteilung und einem starken Fanionteam. Dazu hat der Club so etwas wie einen intellektuellen Touch. Woher der kommt, weiss ich allerdings auch nicht. Ich wünsche «Breitsch» für die Zukunft sportliches Gedeihen, tolerante Nachbarn, friedliche Fans, schwarze Zahlen und ein langes Leben.

Gion-Duri Vincenz, Moderator SRF «Rundschau»

Ich bin fussballbegeistert, YB-Anhänger und -Abobesitzer. Schon deshalb gehören meine Sympathien auch «Breitsch». Aber auch, weil ich acht Jahre und sehr gerne hier wohnte, ist mir der Club nahe. Besonders gerne erinnere ich mich an den Burkhalter-Cup mit seinen Platzstürmen und manche enge Partie in der Promotion League mit tollen Last-Minute-Toren. Unvergesslich natürlich auch die letztjährige Cup-Partie gegen YB, als der «Spitz» ins Wankdorf verlegt wurde. Ja, ich gebs zu, wenns drauf ankommt, soll für mich schon YB gewinnen. 30 Jahre? Es war mir gar nicht bewusst, dass es den FC Breitenrain noch gar nicht gab, als ich von Graubünden nach Bern kam … Ich wünsche viel Erfolg. Und warum nicht doch den Aufstieg in die Challenge League?!

Remo Neuhaus, Fotograf und Content Creator

Mein Grossvater René Wittwer war ein grossartiger Fussballer beim FC Minerva und langjähriger Präsident. Für mich gab es also nichts anderes, als ebenfalls zu Minerva zu gehen. Nach der Fusion blieb ich «Breitsch» lange treu, bis ich die Möglichkeit hatte, bei Köniz und Ostermundigen in der zweiten Liga zu spielen. Nach diesem Intermezzo zog es mich jedoch wieder zurück.

Gerne erinnere ich mich an das tolle Engagement von Club-Legende Max Haller, welcher mich als junger Koch nach meiner Lehre wohl nur im Restaurant Spitz anstellte, weil ich auch ein guter Fussballer war. Am ersten Arbeitstag liess er mich wissen, dass er gar keinen Koch brauche und ob es für mich auch o.k. sei, wenn ich im Service helfe. Es war selbstverständlich, dass ich alle Trainings besuchen konnte, was im Gastgewerbe eigentlich schwierig ist. Und ein ganz besonderer Moment im Zusammenhang mit dem FC Breitenrain war der Abend, als ich meine spätere Ehefrau Sarah zum ersten Mal küsste. Wir waren mit den Jungs nach dem Training im «Mocambo», und ich getraute mich nicht, sie um eine langsame Tanzrunde zu bitten. Mein Teamkollege Nini, ein Routinier in allen Belangen, stupste mich mindestens zweimal an und meinte: «So, geh sie jetzt holen, sie steht auf Dich!» Und ja, er hatte recht.

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Kids mit viel Spass am Ball.
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Impression vom Breitsch-Camp 2024.
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YB-Trainer Patrick Rahmen am Burkhalter-Cup 2024.
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Engagiert: Spiel-Szene bei FC Breitenrain Espoirs.
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Sonja Lundsgaard-Hansen und Andy Egli bei einer Spiel-Vorbereitung.
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Präsident Claudio A. Engeloch blickt auf den «SPITZ-»(Kunst-)Rasen.
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Bewährtes Speaker-Duo: Jean-Claude Galli und Luzi Fricker.
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Der «SPITZ»: Kultig und in vielerlei Hinsicht einzigartig.
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Impression von der Aktions-Woche 2023 auf dem «SPITZ».
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Auf ihn ist Verlass: Pesche Moser an der Kasse.
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Auch Kult: Ex-Donatoren-Präsident Max Haller.
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Volle Tribüne am Burkhalter-Cup 2024.
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Einmarsch im Wankdorf von 14 000 Zuschauern.
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