Corinnas Quartier Talk mit Felix Erb
Es ist Ferienzeit ... Viele zieht es ans Mittelmeer ... Das Barbière ist aus dem Nordquartier nicht mehr wegzudenken. Es ist beliebter Treff- und Verweilpunkt im Breitsch. Der «Protagonist» des Barbière ist nach vielen erfolgreichen Jahren als Barbesitzer (Vetter Herzog & Barbière) vor zwei Jahren mit seiner Familie ans Mittelmeer nach Krk (Kroatien) gezogen. Dort wohnen sie im eigenen Haus mit RB&B. Es hat uns wundergenommen, wie es Felix Erb heute geht, was seine Pläne sind und ob er gedenkt, irgendwann wieder einmal nach Bern zurückzukehren ...
Wo lebst du heute und was hat sich verglichen mit dem Leben in Bern verändert?
Ich lebe mit meiner Frau Danijela, deren Familie aus Kroatien/Bosnien stammt, meinem Sohn Edwin, vier Katzen und drei Schildkröten in und auf Krk. Hier ist alles ein bisschen «gemächlicher », entschleunigter. Man nennt das hier «laganini». Diese Mentalität prägt den gesamten Lebensstil der Menschen hier. Sie sind so unterwegs, wie wir uns in der Schweiz das vielleicht des Öfteren wünschen. Das gefällt mir hier gut. Verändert hat sich auch, dass ich hier mehr Zeit für meine Gäste habe und so individueller auf die Wünsche eingehen kann und dadurch oft tiefgründigere Gespräche entstehen können.
Wie sieht dein Tag in der neuen Heimat aus?
Das variiert und hängt davon ab, ob Neben- oder Hochsaison ist und ob Edwin Ferien hat. Wenn er Schule hat, fahre ich ihn da hin, komme zurück und frühstücke mit meiner Frau und wir erledigen gemeinsam die täglichen Einkäufe der Dinge, die nicht in unserem Garten wachsen. Wir ziehen Feigen und Trauben, die nun reif sind, im Oktober/November ernten wir von unseren 23 Bäumen die Oliven. In der Nebensaison unterhalten wir unser Grundstück und das Haus, reparieren oder bauen aus, da wo es nötig ist. Ich bin also Mann für alles und das gefällt mir. In der Hauptsaison von Juli bis September ist Baustopp, da ist Ruhe angesagt. In dieser Zeit ist man fast ausschliesslich Gastgeber.
Ihr betreibt ein RB&B in Krk. Kommen auch Freunde aus der Schweiz zu Besuch und falls ja, wirst du ab und an wehmütig, wenn du an Bern denkst?
Wir vermieten ein Studio und ein Apartment und ja, es kommen immer mal wieder Freunde aus Bern und der Schweiz auf Besuch. Wir leben mit 880 km auch nicht ganz so weit entfernt. Unsere Insel ist sehr gut erreichbar. Wehmut, na ja, bildlich umgesetzt: Die Rückspiegel meiner alten Vespa, die auch mitgereist ist, sind nicht so gross. Ich blicke nach vorne, nicht zurück. Man vermisst sicher Freunde und Familie, aber das ist halt einfach die Kehrseite der Medaille.
Weisst du eigentlich, dass du eine der beliebtesten Beizen im Nordquartier gegründet hast, und falls ja, macht dich das auch ein bisschen stolz?
Da muss ich jetzt aufpassen, dass ich nicht wie ein Fussballer klinge, aber tatsächlich war die Teamleistung wichtig, als wir das Barbière starteten. Heute bin ich einfach stolz darauf, dass meine Freunde das Barbière so toll und erfolgreich weiterführen.
Was macht dich in Krk besonders glücklich?
Dass ich erlebe, dass es in allen Belangen einfacher geht. Das kann glücklich machen, oder noch glücklicher machen. Meistens ist weniger einfach mehr, klingt so einfach, ist aber so.
Welche schöne Geschichte hast du dort erlebt?
Es ist immer lustig anzusehen, wie die Kroaten reagieren, wenn ich sage, wir kämen aus der Schweiz. Meistens sind sie verwundert und haben wenig Verständnis für unseren Wunsch, in Kroatien zu leben. Wenn man sie danach fragt, weshalb sie so denken, wissen sie es nicht. Sie sind eigentlich stolz auf ihr Land und sind sich bewusst, dass sie alles haben, um sich hier sehr wohl zu fühlen. Wenn man ihnen dann aufzeigt, was sie hier im Vergleich zur Schweiz alles haben, nicht nur auf den höheren Schweizer Lohn fixiert sind, begreifen sie unseren Entscheid, hier zu leben, relativ schnell. Wir haben diesen Umzug nicht nur für uns, sondern auch für Edwin gemacht, dass er hier eine unbeschwerte Kindheit und Jugend am Meer geniessen kann, mit elf Wochen Sommerferien.
Denkst du daran, in Kroatien ebenfalls als Gastronom tätig zu werden?
Wenn sich im Sommer vor unseren Restaurants jeweils lange Schlangen bilden, juckt es mich schon ein bisschen, wieder in die Gastronomie einzusteigen. Aber so wie auch im Breitsch hat es auch hier viele kleine spannende «Astrognomen». Es ist vielleicht einmal eine Option, in Form eines Popups, wenn Preis und Location stimmig sind ...
Wenn du deine Familie/Freunde in Bern besuchst, gehst du auch im Barbière vorbei? Und falls ja, was fühlst du, wenn du dort Gast bist?
Ich hatte bisher meistens Kurzaufenthalte in Bern, besuchte unser «Budeli» aber jedes Mal. Es war jeweils ein wenig herzergreifend, aber auch schräg, wenn man nach über zehn Jahren wieder auf der «anderen Seite des Holzbalkens» steht.
Wie erlebst du das Nordquartier aus der Distanz?
Ich habe lange im Breitsch gewohnt und kenne das «Breitsch-Quartier- Gefühl». Es hat immer noch eine bunte, kreative Szene dort, die darauf achtet, dass nicht alles «Mainstream» ist. Und ich hoffe, dass das auch so bleibt, dass nicht einfach alles nur teuer und zu «08/15» wird. Mein Eindruck aus der Distanz vom Breitenrain als einer «Bubble» lässt mich jedoch nicht ganz los! Und so finde ich es umso interessanter zu sehen, wie neue sogenannte In-Quartiere oder Bewegungen entstehen; ich glaube, das macht eine Stadt aus und prägt sie nachhaltig, nicht der Stillstand!
Gedenkt ihr, dereinst nach Bern zurückzukehren?
Hmmmmm ... sag niemals nie. Aber bis jetzt haben wir es nicht vor und wir möchten sicher noch eine Weile auf unserer schönen Insel bleiben.
Gibt es etwas, das du den Bewohner*innen aus dem Nordquartier aus der Ferne mitteilen möchtest?
Ein bisschen philosophisch: Als ich kürzlich Musik hörend mit Kopfhörern am Meeresufer sass und die Wellen ein bisschen lauter wurden, nervte mich das, weil ich die Musik weniger gut hörte. Gleichzeitig fand ich diesen Mix sehr lustig; man ist an einem wunderschönen Ort und ärgert sich dennoch über etwas total Idiotisches. Man findet immer irgendetwas, das nervt, das Haar in der Suppe gibt es einfach ... wo immer man auch ist.
Und zu guter Letzt: Bern und die Schweiz sind für mich nahe an der Perfektion. Was man da alles hat, merkt man erst, wenn man nicht mehr da lebt. Ich war im Leben aber immer ein Suchender und weiss heute, dass man dem Leben einen Sinn geben und nicht ständig nach dem Sinn des Lebens suchen muss.
Die Website wird fortlaufend aktualisiert:
https://houseofvintagekrk.com/
Felix plant mit Danijela als nächstes Projekt auf Krk handmade Poster/ Postkarten und essbare Souvenirs. Mehr hierzu bei Gelegenheit auf der House-of-Vintage-Krk-Website.