Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Bernhard Jordi

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Ein Mensch voller Kreativität, Ausdruckskraft und Spontanität: Bernhard Jordi. (Bild: zvg)

Bernhard Jordi ist im Quartier nicht nur als Kunstschaffender, Mitbegründer des Kulturmuseums am Schützenweg und Mitinitiator von «SecondArt» bekannt, sondern vielleicht auch als Bassist der Partyband Schnulze & Schnultze oder bis 2021 als Fährmann der Fähre in Muri bei Bern, auf welcher er 26 Jahre lang Spaziergänger*innen über die Aare begleitete... Ein Mensch voller Kreativität und Geschichten...

Persönlich: Bernhard Jordi liess sich nach der Schulzeit zum Hochbauzeichner ausbilden und machte ein Praktikum in einer Schlosserei, wo er die Materie für seine Kunst entdeckte. Beni nennt sich Skulpteur, weil er nicht nur Objekte, sondern auch Skulpturen erschafft, bewegliche und statische. Er liebt es, wenn diese berührt und nicht nur starr angestarrt werden. Beni macht zudem Prints und Videos seiner Werke. Nebst seiner handwerklichen Kunst ist er als Saitenkünstler/Bassist mit Schnulze & Schnultze unterwegs und ist Mitbegründer der «SecondArt» sowie Stiftungsrat der Stiftung Fengg.

Bernhard, wo fangen wir an? Deine Kunst und deine Liebe für sie. Ich weiss, dass KünstlerInnen es nicht gerne haben, verglichen zu werden, aber deine kinetischen Kunstwerke erinnern ein wenig an Bernhard Luginbühl. War dein Namensvetter Inspiration oder entstehen deine Kreationen immer «eigenwillig»?
Es gibt viele Metallplastiker; die meisten kennen nebst Luginbühl noch Jean Tinguely; da sind aber auch noch Oskar Wiggli, Werner Witschi, Jean Mauboulès, James Licini u.v.m. Nicht zu vergessen Matthias Schmid, der ist auch aus dem Quartier. Eigentlich sind alle eine Inspirationsquelle. Andere Künstler bringen einen auch auf eigene Ideen. Jedoch versuche ich sicher nicht zu kopieren, die können es eh besser! Die Schwierigkeit besteht mehr darin, einen eigenen Stil zu entwickeln, was dann auch eigene Ideen zur Folge hat. Und wenn man Glück hat, gefällt es sogar jemandem.

Du liebst es, wenn deine Werke im Dialog mit Menschen stehen, sie auch berührt werden. Was sind deine Beweggründe für diese Haltung, die in «Kunstkreisen» eher selten ist?
Es geht bei meinen analogen Skulpturen vor allem um einen Energieaustausch. Sprich, man zieht mit einer Kurbel ein Gewicht nach oben, was dann die Skulptur, wie ein Uhrwerk, in Bewegung bringt. Ein Geben und Nehmen.

Wie hast du zur Kunst gefunden oder sie zu dir?
Meine Eltern haben mich oft an Ausstellungen mitgenommen und sie hatten auch Kontakt zu einigen Künstlern. Das war sicher ausschlaggebend für mein Tun.

Kunst darf sich verändern. Mit der Kunstaktion «SecondArt», die auf ein grosses Echo stiess, habt ihr über 300 Kunstschaffende eingeladen, Kunstwerke aus der Brockenstube zu verändern und in den Vidmarhallen auszustellen. Wie kam es zum Projekt und wird es SecondArt wieder geben?
Gute Ideen entstehen meistens bei gutem Essen, gutem Wein und natürlich guten Freunden. Ganz simpel. Wir wollten einfach wieder mal eine richtige Kunstsause erleben. Das Ziel war auch, das Ganze nicht elitär, sondern niederschwellig zu gestalten, was uns auch geglückt ist. An der Vernissage hatten wir 1500 Leute und während der Ausstellung rund 5000 Besucher. Es war richtig schön! SecondArt wird in dieser Form nicht wiederholt. Wir haben aber bereits Ideen für andere Ausstellungen dieser Art.

Hättest du keine Mühe damit, wenn eines deiner Werke verändert würde?
Bitte erst, wenn ich gestorben bin, oder vorher fragen. Wechsel: Als Fährmann der Fähre Bodenacker in Muri warst du 26 Jahre lang bei jedem Wetter draussen.

Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
Das war eine grossartige Zeit, zumindest bis Corona. Dann kamen viele neue Hunde und viele neue EBikes und die ganze Szene an der Aare hat sich massiv verändert. Sozusagen Massentourismus. Das hat mir dann nicht mehr so recht gefallen.

Erinnerst du dich an eine besonders schöne Geschichte als Fährmann?
Früher gab es Tage, da kam kein Mensch!

Von der Stille ins Schrille: Lebst du als Bassist der Partyband Schnulze & Schnultze eine weitere Leidenschaft aus?
Mein Wunsch war es immer, Musik und Kunst zu machen. Mit beidem will ich eigentlich nur die Leute beglücken, ihnen eine gute Zeit bescheren oder zumindest ein Schmunzeln entlocken. Musikmachen macht Spass und ich bin vielleicht auch eine bisschen eine Rampensau.

Ihr hattet nie den Anspruch, mit der Band berühmt zu werden. Das Gegenteil ist der Fall: Ihr spielt bei vielen öffentlichen und privaten Grossanlässen und man kennt euch weit über die Berner Grenzen hinaus. Nie genug von Party?
Nein, was gibt es Schöneres, als schuld für eine ausgelassene Stimmung zu sein. Wenn man mit Musik, und sei sie noch so trivial, Menschen zum Schwoofen, Lachen, Umarmen, Schunkeln, Singen und Grölen bringen kann, macht das einfach Spass! Dazu kommt, dass wir seit fast 30 Jahren zusammen sind und wir mögen uns noch immer. Eigentlich unglaublich!

Du bist Mitinitiator des Kulturmuseums am Schützenweg. Dort zeigt ihr Kunst an Interessierte. Wie läuft es und wie sind die Reaktionen, nicht nur aus dem Quartier?
Es läuft gut. Wir hatten aber einen schwierigen Start. Das Museum wurde zwei Tage vor dem Lockdown 2020 eröffnet… Jetzt, mit mehr als 50 Ausstellungen, haben wir uns recht gut etabliert. Das Kulturmuseum ist als Verein organisiert und bis jetzt subventionsfrei. Das heisst: Wir brauchen Geld, aber gerne privates. Werde Kulturist*in! So bleiben wir unabhängig und wir verprassen nicht eure Steuern.
Es kommen einige Leute aus dem Quartier regelmässig an unsere Ausstellungen und Events. Wir haben aber auch Gäste aus der ganzen Schweiz. Die sind oft überrascht, wie klein das Museum ist, gehen jedochmeist zufrieden von dannen. Aktuelle Ausstellung: «Jenseits» Jenseitiges im Diesseits. Wir feiern mit Renée Magaña das Leben und den Tod (www.kulturmuseum.ch).

Wo würdest du im Nordquartier als Künstler und Kunstkenner Kunst im öffentlichen Raum platzieren?
An möglichst vielen Orten, aber sicher auf der Kasernenwiese. Es könnten aber auch an Häusern, in Gärten, Vorplätzen etc. kleine Werke platziert werden. Es hat zum Glück auch schon einige.

Du bist im Team für die Wiederauferstehung des «Sou-Soul» aktiv. Wie ist der aktuelle Stand?
Wir, das sind u.a. Menschen von SecondArt und dem Ghostfestival, haben das Theater am Käfigturm übernommen. Zu diesem Zweck wurde die TAPE AG gegründet, welche das neue Sou-Soul betreiben wird. Das Baugesuch ist bereits eingereicht und wir hoffen, Anfang 2025 das neue Kulturlokal eröffnen zu können!

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