8. Breitsch-Träff-Filmtage

Widerstand als Quelle der Entwicklung

Die beste aller Welten lässt weiterhin auf sich warten, denn die moralische Entwicklung der Menschheit geht nicht einher mit dem technischen Fortschritt. Auf dieser Ausgangslage basieren die diesjährigen Filmtage mit dem Thema «WIDERSTAND. Sanft. Heftig. Hartnäckig.»

Martin Jost
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Marc Kilchenmann und Heidi Kronenberg.

Ob sanft, heftig oder hartnäckig, Widerstand lässt viel Raum für Interpretationen zu. Von einem oppositionellen Verhalten bis hin zur Gewaltanwendung: Alles ist möglich. Unmöglich ist hingegen eine Weiterentwicklung ohne Veränderung und bevor sich etwas verändert, braucht es Widerstand. Dahin zielt die Idee des Filmteams, zu dem Heidi Kronenberg gehört. «Manchmal », sagt sie, «ist es ein Film, der uns zum Thema bringt; oder es ist umgekehrt, wir wählen das Thema und danach die passenden Filme.» Auch Marc Kilchenmann zählt zum Team und als Berufsmusiker ist er überzeugt von der Kraft und der Fähigkeit der Kunst, zu gestalten und zu verändern. «Zudem bin ich als Künstler mit einer Anstellung im öffentlichen Dienst so privilegiert, dass ich wenigstens versuchen will, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. » Die Filme beleuchten den Widerstand sehr unterschiedlich. «Revolte jetzt» ist eine Chronik des Widerstandes, aufgezeichnet vom Regisseur Andreas Berger anlässlich unzähliger Demonstrationen in Bern. Solches ist für uns selbstverständlich oder, wie Marc Kilchenmann sagt, dem Zufall geschuldet, in welche Welt wir geboren wurden. Das könnte eine Welt sein wie die im Iran, wo Hunderttausende mit der Losung «Frau-Leben-Freiheit» auf die Strasse gingen im Kampf um mehr Freiheit.

Konstruktiver Widerstand

Der iranische Film «Terrestrial Verses» zeigt, wie die Menschen selbst für die alltäglichsten Dinge bei den Autoritäten vorsprechen müssen. Und dabei meist auf unüberwindbare Hindernisse stossen. Marc Kilchenmann ist beeindruckt von der Gewaltlosigkeit der Proteste im Iran und auch Heidi Kronenberg hat eine klare Haltung: «Grundsätzlich finde ich Widerstand sehr wichtig. Ich bin gegen Gewalt, würde jedoch nie einen Menschen verurteilen, der Gewaltanwendung als einzige Möglichkeit sieht, um der Unterdrückung zu entfliehen.» Die Filme sollen Fragen stellen, ohne abschliessende Antworten zu geben. Auch nicht in den Gesprächen, die nach jeder Aufführung mit Fachpersonen geführt werden können, die einen Bezug zum gezeigten Film haben. Wie Kamilya Jubran, eine palästinensische Musikerin, die im Dokumentarfilm «Telling Strings» von Anne- Marie Haller zu sehen und zu hören ist. Jubran ist die Tochter eines palästinensischen Instrumentenbauers, dessen Kinder in Israel oder im Exil leben, auf der Suche nach kultureller Identität, zwischen Resignation, Widerstand und Hoffnung. Die Hoffnung von Marc Kilchenmann ist, dass Auseinandersetzungen als konstruktiver Widerstand mit Mut und Zivilcourage geführt werden. «Das ist, was wir an den Filmtagen zu vermitteln versuchen », ergänzt Heidi Kronenberg, «und wir sind sehr glücklich, dass uns der Breitsch-Träff einen wunderbaren Rahmen dazu bietet.»


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Info

8. Breitsch-Träff-Filmtage

  • 31. Oktober bis 2. November 2024
  • Barbetrieb ab 18.30 Uhr
  • Filmvorführungen um 19.15 Uhr
  • Nach den Filmen Diskussion mit Fachpersonen
  • Eintritt frei, Kollekte

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