Erny – The Art of Hair

Die Faszination für Haar, Gesicht und Typ

Seit zwei Jahren begeistern Garcia Ernesto Pedro (32) und sein Team Kund:innen an der Moserstrasse 44 mit tollen Haarstyles und Services. Der gelernte Coiffeur und Visagist gab uns Einblicke in sein Leben und die Faszination an seinem Schaffen.

Bianka Balmer
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Von Kreativität inspiriert: Erny. (Bild: zvg)

Erzähl uns doch etwas über dich und dein bisheriges Leben!
Mein Name ist Garcia Ernesto Pedro. Der Name meines Friseursalons, «Erny – The Art of Hair», leitet sich von meinem zweiten Vornamen Ernesto ab.
Als ich im Februar 1992 im Alter von zwei Jahren mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester aus Angola in die Schweiz kam, war es für uns alle in vielerlei Hinsicht zunächst eine grosse Umstellung: Neben anderen ersten Eindrücken erinnere ich mich noch gut an den damals besonders frostigen Winter, an den wir uns alle erst gewöhnen mussten.
Mein Vater hatte bereits einige Zeit hier gelebt und wollte ursprünglich wieder in unsere ehemalige Heimat zurückkehren. Aufgrund des andauernden Krieges wurde es dort jedoch zunehmend gefährlicher. Um in Sicherheit zu sein, blieben wir hier und fanden so unsere neue Heimat. Anfangs hatten meine Schwester und ich eine französische Schule besucht, da meine Eltern annahmen, dass wir bald nach Angola zurückgehen könnten. Als sich dann abzeichnete, dass wir im hauptsächlich deutschsprachigen Bern bleiben würden, wechselten wir die Schule, um uns besser integrieren zu können.
Mit der Zeit wuchs unsere Familie um zwei weitere Geschwister. Unsere Eltern waren sehr streng und arbeiteten hart, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie legten grossen Wert darauf, uns früh wichtige Werte zu vermitteln und Verantwortung zu lehren: Wir lernten, füreinander da zu sein, und die Älteren übernahmen die Verantwortung für die Jüngeren.
Trotz der Herausforderungen war unsere Kindheit von Humor, Kreativität und Vielfalt geprägt. Jeder von uns hatte unterschiedliche Interessen – von Sport über Musik bis hin zu Comedy. Wir hielten uns für sehr witzig, und dieser Humor begleitete uns durch unsere gesamte Kindheit und Jugend.
Schon früh entdeckte ich meine Leidenschaft für den Fussball: Ich spielte in einem Verein und konnte so neben der Freude am Sport meine anfängliche Introvertiertheit überwinden und mich besser mit anderen austauschen. Später widmete ich mich auch der Musik und gründete mit meinem Bruder und einem Freund zusammen die Rap-Gruppe «Crew New Jack». Hier sowie als DJ in Clubs und auf privaten Partys, beim Theaterspielen und in meiner Arbeit im Poetry-Slam und in der Standup-Comedy konnte ich meinen kreativen Horizont erweitern.

Wie bist du zu deinem heutigen Beruf gekommen?
Meine Leidenschaft für den Friseurberuf begann bereits in meiner Teenagerzeit, als ich meinem besten Freund eine neue Frisur verpasste. Schon damals war Haarstyling in meiner Familie allgegenwärtig: Mein Onkel schnitt regelmässig Freunden die Haare, und meine Mutter frisierte oft Frauen bei uns zu Hause. Ich sah dies und hatte das Gefühl, dass ich es auch könne – zumindest bei einem Freund, der damals dringend ein Makeover nötig hatte. Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie man Haare richtig schneidet, überzeugte ich ihn, mir eine Chance zu geben. Die ersten zwei oder drei Haarschnitte waren eine Katastrophe (lacht) – so schlimm, dass er sogar im Sommer mit einer Winterkappe herumlief.
Aber mit der Zeit wurde ich besser, und meine Fortschritte sprachen sich herum. Bald kamen immer mehr Leute zu uns nach Hause, um sich von mir im Badezimmer die Haare schneiden zu lassen. Meine Mutter war davon wenig begeistert, – vor allem, weil ständig fremde junge Männer bei uns ein- und ausgingen, aber ich hatte riesigen Spass daran.
Meine Begeisterung für das Haarstyling wuchs, und ich wollte herausfinden, was dieser Beruf alles zu bieten hat. Damals war ich gerade in der Ausbildung zum Fachangestellten Gesundheit, aber mir wurde klar, dass ich eigentlich zukünftig etwas Kreativeres machen wollte. Um sicherzugehen, dass das Friseurhandwerk wirklich der richtige Bereich für mich war, schaute ich mir auch weitere Berufe an: Ich dachte über eine Ausbildung zum Koch nach, entschied mich aber dagegen, weil ich dann keine Zeit mehr für Fussball und Musik gehabt hätte. Auch eine Lehrstelle als Autolackierer lehnte ich ab, weil mir die Arbeit dort zu wenig kreativ erschien und mir die Flexibilität fehlte, die ich suchte. Trotz einiger Anfangsschwierigkeiten, die es wahrscheinlich in fast jeder Ausbildung gibt, erlernte ich schliesslich den Friseurberuf. Heute bin ich stolz darauf und dankbar dafür, wo ich stehe: Der Weg war nicht immer einfach und mit viel Arbeit und Mut verbunden. Aber ich lernte aus meinen Fehlern und verbesserte mich stetig.

«Mitten in der Corona-Pandemie wagte ich 2020 den Schritt in die Selbständigkeit.»
Die Chance, meinen eigenen Salon zu eröffnen, ergab sich eher zufällig – mitten in der Corona-Pandemie im Jahr 2020. Ich ergriff sie. Rückblickend war es eine mutige Entscheidung, die auch das Selbstvertrauen und den Mut widerspiegelt, die unsere Eltern uns immer mitgegeben haben. Heute lebe ich meinen Traum als Coiffeur und freue mich, jeden Tag aufs Neue kreativ arbeiten zu können.

«Meine Faszination liegt darin, mit Hilfe meines tollen Teams für Haar, Gesicht und Typ den individuell perfekten Look zu finden.»
Vor zwei Jahren gründeten mein Team und ich dann «Erny – The Art of Hair».
Wir bieten ein breites, vielseitiges Spektrum an Services und Produkten an. Unser Ziel ist es, Kund:innen aller Herkunft und Haartypen gerecht zu werden: Egal, ob asiatisch, europäisch oder afrikanisch, in unserem Salon findet jede/r den individuell perfekten Look und alles, was man für die individuelle Pflege und das Styling braucht. Ich glaube, unsere Vielseitigkeit basiert zum Teil auch darauf, dass ich als Mensch vielseitig bin.
Unsere Teamkonstellation hat sich seit der Eröffnung immer wieder mal verändert: Am Anfang bestand unser Team aus fünf Mitarbeitenden. Aktuell sind wir zu dritt und bald vielleicht nur noch zu zweit. Das ist der normale Lauf des Lebens: Mitarbeitende möchten nach einiger Zeit neue Wege gehen und sich weiterentwickeln.
Ich suche nach neuen, talentierten Friseur:innen und einem/einer Lernenden, um das Team zu ergänzen und mein Konzept weiter zu verfeinern. Natürlich braucht es Zeit, sich zu etablieren, und ich bin immer noch auf der Suche nach der perfekten Kombination für meinen Salon.

Was sind deine Wünsche und Pläne für die Zukunft?
An dieser Stelle möchte ich zuerst meinem tollen Team und unserer Kundschaft ganz herzlich für die Arbeit und ihr Vertrauen danken. Ich bin stolz auf das, was wir bisher gemeinsam erreichen konnten. Wir wünschen uns weiterhin viele zufriedene Kund:innen und Erfolg, damit der Salon auch zukünftig gut läuft und wir unseren Traumberuf ohne finanzielle Sorgen ausüben können.
Mein grösster Wunsch ist es, ein «Dream-Team» zusammenzustellen, das perfekt zu unserem Salon passt. Ich überlege ständig, wie ich mein Konzept verbessern kann und bin noch auf der Suche nach der idealen Ausrichtung. Täglich lerne ich von den Menschen, die ich treffe, und hoffe, eines Tages die beste Version meiner selbst und meines Geschäfts zu sein.
Ausserdem denke ich darüber nach, mein Geschäft in eine Art «Coiffeur:innen-WG» zu verwandeln, in der alle selbstständig arbeiten, aber trotzdem ein harmonisches Team bilden. «Erny – The Art of Hair» soll ein Ort sein, an dem sich jede/r wohlfühlt und entspannen kann.
Ich bin stolz auf und dankbar für meinen bisherigen Weg und hoffe, dass auch andere junge Entrepreneur: innen den Mut finden, ihre Träume zu verfolgen. Am Ende des Tages geht es schliesslich darum, Erinnerungen statt unerfüllter Träume zu haben.

Lieber Erny, vielen Dank für dieses interessante Interview. Dir und deinem Team wünschen wir alles Gute!

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