Dieser Artikel wurde von der «Berner Zeitung» zur Verfügung gestellt.
Intercity-Züge halten neu bei der SBB-Zentrale
Zu Pendlerzeiten am Morgen und am Abend hält neu je ein Intercity im Wankdorf. Bisher war dies den SBB noch untersagt worden.
In Kürze:
- Ab Montag ist Bern-Wankdorf eine Intercity-Haltestelle für Pendlerinnen und Pendler aus Zürich.
- Die Fahrzeit verkürzt sich bedeutend.
- Die SBB setzen kürzere Zusatzzüge ein, weil die Perrons zu kurz sind.
- Die BLS ist nicht kategorisch gegen die neue Konkurrenz, findet aber, es solle eine Ausnahme bleiben.
Die S-Bahn-Station Bern-Wankdorf wird mit dem Fahrplanwechsel ab kommender Woche zur Intercity-Haltestelle. Es sind zwar nur zwei Intercity-Züge an Werktagen, die hier halten werden. Aber für Pendlerinnen und Pendler aus Zürich sind es interessante neue Angebote.
Profitieren können insbesondere Mitarbeitende der Schweizerischen Post und der SBB, deren Konzernsitze unmittelbar neben dem Quartierbahnhof stehen. Sie können am Morgen mit dem neuen Intercity aus Zürich um 8.44 Uhr in Bern-Wankdorf sein, ohne den Umweg über den Bahnhof Bern nehmen zu müssen.
Die Fahrzeit verkürzt sich von bislang mindestens 73 Minuten auf 55 Minuten. Am Abend fährt ein Intercity um 17.13 Uhr ab Bern-Wankdorf ohne Halt bis Zürich HB, wo er 57 Minuten später eintreffen soll.
Kehrtwende nach neun Jahren
Eine solche Verbindung hatten die SBB schon 2015 einführen wollen. Dies gleichzeitig mit neuen Intercity-Halten in Zürich-Altstetten, wo wie im Wankdorf in den vorangegangenen Jahren viele Bürogebäude mit Tausenden Arbeitsplätzen gebaut worden waren. Doch vom Berner Bahnunternehmen BLS, von mehreren Kantonen und in der Presse gab es Kritik. Von «Sonderzügen ins Wankdorf für die SBB-Bosse» war die Rede.
Vertreter der Kantone Bern, Aargau und Zürich waren damals sehr kritisch, weil mit den neuen IC-Halten die S-Bahnen konkurrenziert würden. Dieses auch mit Steuergeldern finanzierte regionale Angebot werde bedrängt. Zudem könne die Fahrplanstabilität leiden, wenn die Intercity länger als geplant stehen blieben. Auch die BLS hielt damals fest, dass grundsätzlich Intercity-Züge nicht an S-Bahn-Stationen halten dürften.
Tatsächlich verwehrte dann das Bundesamt für Verkehr die Zusage. Das BAV sei zwar offen dafür, Intercity-Halte ausserhalb der grossen Bahnknoten zu prüfen. Dazu seien aber zuerst die Grundlagen zu erarbeiten und mit einzelnen Pilotversuchen zu testen. Diese Konzepte wurden erstellt, und so bewilligte das BAV 2019 neue Halte von Intercity- und Interregio-Zügen in Zürich-Oerlikon sowie 2021 in Zürich-Altstetten.
Renens wird zum Knoten neben Lausanne
Mit dem Fahrplanwechsel vom kommenden Sonntag wird nun neben Bern-Wankdorf auch der Lausanner Vorort Renens zum Fernverkehrshalt: Reisende vom Jurasüdfuss nach Genf müssen hier neu umsteigen, da künftig alle IC5-Züge in Lausanne enden beziehungsweise starten. Mit dem Umstieg in Renens ergibt sich vom Jurasüdfuss aus neu jede halbe Stunde eine Verbindung nach Genf.
Die SBB betonen die Vorteile für das Gesamtsystem: Dank der neuen Halte in Agglomerationsbahnhöfen gelangten Pendlerinnen und Pendler schneller an ihr Ziel, und die Zentrumsbahnhöfe würden entlastet. Dieses Konzept sei in Zürich mit den Halten in Altstetten und Oerlikon erfolgreich umgesetzt worden.
Zusatzzüge während Nachfragespitze
Wankdorf wird aber nicht zum Umsteigeknoten, sondern zweimal täglich Fernverkehrshalt von Zusatzzügen. Das Bundesamt für Verkehr befürwortet inzwischen aber auch dies. Ziel sei die Entlastung der regulären IC1-Züge mit Abfahrten um 7.32 Uhr in Zürich HB respektive um 17.31 Uhr ab Bern.
«Wir begrüssen diese Entlastung, denn in diesen Zügen gibt es oft keine Sitzplätze mehr», hält BAV-Sprecher Michael Müller fest. Zudem werde so ein Beitrag zur Pünktlichkeit des Gesamtangebots zwischen Bern und Zürich geleistet.
Es gebe aus Sicht des BAV somit keine zwingenden Gründe gegen diesen Halt der Zusatzzüge. Nach der Eröffnung des umgebauten Bahnhofs Bern werde die Situation jedoch neu zu beurteilen sein.
Zu kurze Perrons
Damit ist fraglich, ob die Intercity-Halte auf den ganzen Tag ausgeweitet werden könnten. Dagegen spricht, dass die Perrons im Wankdorf zu kurz sind für die bis zu 400 Meter langen Intercity-Züge.
Die SBB setzen darum kürzere Zusatzzüge ein, EW-IV-Züge mit neun Wagen. Sie sind mit 256 Metern aber immer noch etwas länger als die Perrons. Deshalb werden beim letzten Wagen die Türen abgeschlossen, ein- und aussteigen kann man über Nachbarwagen, wie SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg erklärt.
Auch für die Zusatzzüge für Fussballfans wären längere oder gar zusätzliche Perrons im Wankdorf wünschenswert. Das ist aber nicht geplant. Die BLS ist gemäss ihrer Stellungnahme zwar nicht kategorisch gegen die Zusatzhalte einzelner IC-Züge im Wankdorf, aber doch «der Meinung, dass dies eine Ausnahme bleiben sollte».