Tafeln für ein erwärmendes Fussball-Wunder
Bis Ende Januar kommt im Holzbau vor dem «Eleven» Raclette auf den Tisch. Die beste Gelegenheit für einen stimmigen Abend unter Freunden und zur Unterstützung von Gelb-Schwarz.
Schweizerinnen und Schweizer lieben Käse, kalt und warm. Knapp 23 Kilo verzehrten sie 2023 pro Kopf, Tendenz stabil. Im Winter ist er vor allem in den geschmolzenen Darbietungsformen Fondue und Raclette überaus beliebt. Diese heisse Liebe mit jener zum Herzensverein zu paaren, bleibt im YBChalet beim Stadion-Restaurant «Eleven» kein Traum. Wir haben die Young Boys schon immer mit allen Kräften unterstützt, in der Ferne und daheim im Nordquartier. Und stellen uns beim Besuch im Chalet an einem kalten Dienstagabend gerne vor, wie unser heutiger Umsatz in den Transfer eines neuen Stürmers oder ins Engagement des Magnin-Nachfolgers fliesst. Jeder Bissen und jeder Schluck bringt den Erfolg zurück, so wünschen wir uns. Doch zuerst wird uns noch ein wenig Salz in die Wunden vom 7. Dezember gerieben, als YB auswärts gegen den FC Sion unterging. Denn im Bier-Angebot figurieren auch Valaisanne- Produkte. Das Pale Ale ist nach unserem Ermessen aber so gelungen und passt derart ideal zum Vorspeisenplättli, dass wir uns nicht wehren. Das Plättli beinhaltet Trockenfleisch, Trockenwurst, Essiggemüse und Hausbrot. Für Vegetarier gibt es eine pflanzliche Alternative. Der Mittelpunkt im Chalet-Menü ist natürlich das Raclette mit Kartoffeln. Der Käse stammt aus dem bewährten Hause Jumi, der vegane Käse von New Roots. Gegessen werden darf à discrétion, was den Menüpreis von 48 Franken mehr als rechtfertigt. Und eben, wir wollen ja bald neue Kräfte sehen, die uns rasch wieder in die obere Tabellenhälfte bringen. Auch mit der Weinauswahl wird uns erneut kurz die Schmach vom Tourbillon in Erinnerung gerufen. Die Weine stammen alle aus dem Wallis, präziser ausgedrückt vom 1993 gegründeten Weingut Bétrisey & Albrecht in Sitten. Doch zu einem echten Raclette-Abend, finden wir jedenfalls, gehören Fendant, Petite Arvine oder Heida aus dem südlichen Bergkanton. Alles da im Chalet. Also Augen zu, Mund auf und durch.
Wird im Frühling alles gut?
Bewusst hat sich die YB Gastro AG mit Chef Martin Geiger schon letztes Jahr entschieden, im Chalet nicht auf das in Bern omnipräsente Fondue, sondern auf Raclette zu setzen. Die Überlegung macht Sinn. Auch am Dienstag sind fast alle 90 Plätze belegt, nur brechen die Gäste wohl früher auf als vor dem Wochenende. Unbedingt erwähnt sei das Dekor mit gelb-schwarzen Vorhängen und Fotos aus der glorreichen Vergangenheit, das YB-Forever-Rechaud und die stimmige Musikauswahl, die viele 1980er-Klassiker wie «(I Just) Died in Your Arms» oder «Forever Young» sowie Hits von Patent Ochsner und Züri West umfasst. «Warte bis zum Frühling, Bandini» heisst eines der Bücher von Kuno Laueners Lieblingsautor John Fante. Wir denken, so lange können wir es gerade noch aushalten bis zur Erholung unserer Mannschaft. Dann wird im ganzen Raum plötzlich kräftig «Happy Birthday» angestimmt. Ein älterer Herr hinter uns feiert Geburtstag. Und langt dann auch kräftig bei der in Weckgläsern servierten Dessert-Auswahl zu. Wir hingegen müssen die Segel aus Kapazitätsgründen streichen. Aber für den kleinen Teil einer Zehenspitze des frischen Topskorers könnte es vielleicht reichen.
Für Eishockey-Anhänger
Doch auch die Sportfans auf der anderen Strassenseite müssen nicht auf heissen Käse verzichten. Das SCB-Fondue, bestehend aus Greyerzer, Emmentaler und Vacherin, wird weitherum gerühmt. Eine fixe Einrichtung zu dessen Verzehr gibt es an Matchtagen im Restaurant Chäsbueb im Stadion. Zu Messezeiten ist es im Restaurant Allmend auf dem Bernexpo-Gelände und von Montag bis Freitag und je nach Curling- Spielplan auch am Wochenende im Restaurant Caledonia erhältlich. Und seit letztem Samstag auch wieder auf der Bundesplatz-Eisbahn.
Fondue nach koreanischer Art
Und hier noch unser Tipp für all jene, die sich zwar gerne zu einem gemütlichen Winter-Schmaus treffen, Käse aber nicht ausstehen können oder auch einmal nach einer zwischenzeitlichen Alternative fahnden. Bis Anfang März sind im Kursaal wieder die Rooftop-Iglus in Betrieb. Letztes Jahr prägte die japanische Küche das Angebot, dieses Jahr kommt Südkorea zum Zug. Die Iglus bieten maximal acht Personen Platz und werden nur einmal pro Abend vergeben. Das kulinarische Prinzip ähnelt jenem von Raclette und Fondue, was zeigt, dass die Sehnsucht nach einem gemeinsam geteilten Lagerfeuer seit der Steinzeit brennt. Im Hotpot köcheln getrennt ein Hühner- und ein Gemüsefond und warten auf Rinderstreifen oder Garnelen. Empfohlen aus der Beilagen-Liste: die koreanische Nationalspeise Kimchi (fermentierter Kohl, hier zusätzlich mit Fenchel), Teigtaschen mit Blumenkohl-Curry oder Oi Muchim, ein erfrischender koreanischer Gurkensalat. Und zwei Vorspeisentipps: die pikanten koreanischen Pfannkuchen Kimchijeon und die Miso-Auberginen mit Sesam und Petersilie.
Koordinaten
YB-Chalet
Papiermühlestrasse 71, 3014 Bern, 031 344 88 20 oder 079 823 12 45, www.bscyb.ch; offen bis 31. Januar 2025, Di bis Sa je 17.30 bis 23 Uhr oder auf Anfrage, geschlossen vom 22. Dezember 2024 bis 6. Januar 2025.
SCB Sportgastro AG
Mingerstrasse 12, 3014 Bern, 031 332 56 44 www.sportgastro.ch.
Rooftop-Iglus im Kursaal
Kornhausstrasse 3, 3013 Bern, 031 339 52 42, www.rooftop-igloo.ch; offen bis 1. März 2025, Di bis Sa je 17.30 bis 23.00 Uhr