Poetische Texte als Liedkunst
In seinem neuen Werk «Zärtlechi Zunge» entfaltet der Spoken-Word-Künstler und Schriftsteller Pedro Lenz wiederum sein einzigartiges Können und Panoptikum.
Spätestens vor zehn Jahren, als der Spielfilm «Der Goalie bin ig» nach seinem Roman von 2010 ins Kino kam, kannte plötzlich die ganze Schweiz Pedro Lenz. Bernerinnen und Berner, Mundart-Liebhaber und andere Kennerinnen schätzen das Werk des 59-Jährigen hingegen schon seit seinen ersten Veröffentlichungen um die Jahrtausendwende. Der Anzeiger für das Nordquartier traf ihn erstmals an einer Gartenparty in der Lorraine. Gesprochen wurde – natürlich – über die Young Boys, für die Lenz’ Herz bis heute heftig schlägt. Wie kein Zweiter beherrscht er es als Autor, scheinbar banale Alltagsaugenblicke lyrisch zu schärfen und in kostbare Kunstwerk-Miniaturen zu verwandeln, Satz für Satz und Zeile für Zeile ein Meisterstürmer der Mundart, ein Mittelfeld-Ass der Poesie, ein Libero des Stils.
Dass solche Qualitäten zu einer Kombination mit Musik bestens passen, ist klar und bereits erprobt. Als Spoken-Word-Artist interpretiert Lenz auch Solo-Lesungen wie ein Konzert. Und Bühnenprojekte mit Musikern verfolgt er seit den Anfängen, Sei es mit Patrik Neuhaus im Duo «Hohe Stirnen», mit Patent- Ochsner-Pianist Christian Brantschen oder mit Evelyn und Kristina Brunner. Aktuell tourt er mit dem Berner Komponisten und Pianisten Simon Ho und dem Programm «Zärtlechi Zunge», verschriftlicht im gleichnamigen Buch (Verlag Der gesunde Menschenversand). «Die Gedichte sind eigentlich Lieder», beschreibt Lenz die vorliegenden Texte. Geschrieben hat er sie auf seinen vielen Zugfahrten. Der Kluge reist immer noch im Zuge, der Kalauer sei hier erlaubt. Im Zentrum steht die Liebe in all ihren Facetten, der Spannungsbogen reicht von der Geburt bis zum Tod. Und in der Essenz ist es wohl eine Dreifaltigkeit aus Selbstironie, Humor und Heiterkeit, welche Lenz so unverwechselbar macht. Spürbar sind auch die mittlerweile veränderten Lebensumstände, von der wilden Gartenparty hin zum ebenso quecksilbrigen Spielplatz. Lenz ist mittlerweile Vater von drei Kindern, was in vielen Zeilen vergnüglichen Einfluss findet. Wer aber seine Romane wie den schon erwähnten «Goalie», «di schöni Fanny» oder «Primitivo» lieber mag, sei beruhigt: Neben der Tournee schreibt Lenz auch wieder an einem längeren Werk, wie er kürzlich der «Schweizer Illustrierten» erzählt hat.
Baldige Auftritte in Bern
- 31. Januar 2025, Buchhandlung Stauffacher
- 1., 2. und 3. Februar 2025, La Cappella