Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Schertenlaib und Jegerlehner

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Schertenlaib und Jegerlehner. (Bild: Reto Camenisch)

Persönliches: Schertenlaib und Jegerlehner (S+J), die «Protagonisten dingender Weltmusik und Beat for free», sind auf ihrer Abschiedsrunde. Mit ihrem 5. Programm «Angesagt» haben sie letzten Oktober gestartet und beflügeln seither Bühnen an Orten, wo sich Menschen gerne mittragen lassen vom Humor und von den Wortspielen des Duos. Die beiden «Liebhaber » schräger Komik, Schertenlaib alias Michel Gsell und Jegerlehner alias Gerhard Tschan, traten 20 Jahre im In- und Ausland auf, begeisterten in Klein- und Grosstheatern, in Formaten wie Giacobbo / Müller und gewannen den Schweizer Kabarettpreis Cornichon sowie den Salzburger Stier. Gerhard Tschan und Michel Gsell kennen sich seit ihrer Schulzeit im Progymer und Semer, hatten schon da Schalk und Schräges in ihren Köpfen und wagten 2005 den Schritt auf die Kabarettbühne.

Im Mai werden S+J während sieben Abenden und an zwei Nachmittagen auf der La-Cappella-Bühne stehen, wo sie am 24. Mai 2025 auch ihre Dernière feiern.

Nicht alltägliches Kabarett, Klamauk und Komik, Rhythmen und Wortspiele. Wer oder was hat euch zu diesem Mix geführt?
Schulfreunde, WG-Partner:innen, Mühle-Hunziken-Gänger:innen, Seminarist:innen, Kochlöffel, Fussballer, Skifahrer:innen, Götti, Hans Dieter Hüsch. Da kommt viel gemeinsame Zeit zusammen. Wir denken, wir haben uns dahin geführt. Wie waren die Anfänge und wann kam der Moment, wo es mit der Bekanntheit aufwärts ging? Am Anfang war ein Auftrag für ein Kinderstück. Das spielten wir dann in vielen Schulen in der Deutschschweiz, meistens morgens! Einen 40. Geburtstag feierten wir im legendären Hotel «aux quatre vents» in Fribourg. Als Überraschung spielten wir dort im Speisesaal ein kleines Set, das erste Mal als «Schertenlaib und Jegerlehnner». Und von da an ging es einige Jahre geradeaus, mit viel Freud, die Resonanz jedoch war überschaubar, bis uns eine damals sehr erfolgreiche Agentur anfragte. Und von da an gings bergauf. Wie fühlte sich das «Aufwärts» an? Das war schon was, erste Konzerte in vollen Theatern, Anfragen, Öffentlichkeit, Radioauftritte. Doch, das war erst einmal angenehm. Wir starteten relativ spät mit der Bühnenarbeit und wussten also, dass wir eine kurze Vorlaufzeit haben, um regional berühmt zu werden. Und das war dann schon unser Ziel. Regionale Berühmtheit.

In einer Kritik wurde geschrieben, ihr würdet Heiterkeit verbreiten. Empfindet ihr eure Kultur als heiter?
Ja, unbedingt. Wir sind ja nicht die Pointenjäger per se. Die Komik unserer Figuren, die skurrilen Dialoge und die Situationen, in die wir uns hineinbegeben, sind jedoch oft komisch, manchmal traurig und häufig heiter. Wir verbreiten die Heiterkeit sozusagen als postreligiöser Akt. Halleluja!

Ein Programm zu schreiben, das neu ist und dennoch eine persönliche Handschrift trägt; einfach oder schwierig?
Schwierig.

Seid ihr beide Ideenspender und woher kommen sie, die Ideen?
Wir beackern beide den stets wuchernden Naschgarten unserer Ideen und ernten, was uns Freude macht oder uns in den Mund fliegt.

Ist «Lustigsein» mitunter schwierig?
Wir sind keine Stand-up-Comedians und wollen und müssen deshalb nicht immer lustig sein. Unser Spannungsfeld liegt zwischen der Tragik und der Komik des Lebens, wir ruhen in uns und erklären einander die Welt. Das ist mitunter nicht lustig, braucht aber Humor.

An welchen speziellen Moment eurer vielen Auftritte denkt ihr besonders gerne zurück?
Oft sind es ausserordentliche Situationen, die uns in Erinnerung bleiben: Schertenlaib fiel auf der Bühne mal ins Koma und Jegerlehner hatte während eines Duetts maximal starke Blähungen, dies wegen dem vorherigen Verzehr einer sehr schweren Käseschnitte.

Ihr seid seit letztem Oktober auf Abschiedstour. Genug von Klamauk und Komik?
Nach 20 Jahren auf Tour fern der Heimat und 1000 Auftritten auf Bühnen, in Stuben und Garagen sind wir ein wenig müde geworden und wollen uns anderen schönen Dingen zuwenden. Jegerlehner zieht mit seinem Soloprogramm weiter durchs Land und Schertenlaib dreht noch ein paar kleine Kreise mit konzertanten Lesungen.

Macht die Abschiedstour auch traurig?
Nein, auf keinen Fall! Es ist sehr schön, unsere Restzukunft so entspannt und in vollen Häusern zu bestreiten.

Welchen Moment eurer gemeinsamen Zeit werdet ihr nicht vergessen?
Es sind ja oft die schwierigen Situationen, wie zum Beispiel meine Ohnmacht auf der Bühne oder der schwere Unfall von Jegerlehner. Trotzdem sind wir auch ein wenig stolz, im höheren Alter (40!) eine ansprechende Karriere zu performen. Die Preisübergabe des «Salzburger Stiers» in Deutschland war schon aussergewöhnlich und für uns sehr emotional, auch weil viele unserer Liebsten mit uns waren.

Welchen Moment würdet ihr gerne vergessen?
Es gab auf unserem Weg einige schwierige Situationen, die wir jedoch nicht vergessen werden und bei denen wir auch ein wenig stolz sind, sie ausdiskutiert und schlussendlich gemeistert zu haben. Gut, vergessen können wir eben auch nicht, dass mindestens viermal auf der Bühne ein Hosenlatz offen stand.

Wie stellt ihr euch die Dernière in der La Cappella vor?
Wehmut und Tränen oder Freude und ein wenig auch Erleichterung? Wir werden Heiterkeit und Zuversicht verbreiten, nach den sieben letzten Spezialshows in der La Cappella werden wir aber auch die Korken knallen lassen. Danach machen wir endlich unseren «Budeabend», den wir unserem Careteam (Technikerin, Roadie, Fahrerin, Styleberaterin, Koch, Mechanikerin, Treuhänder, Platzwart usw.) seit Jahren versprechen. Das wird was geben!

Sitzt die Abschiedsrede schon? Falls ja, wie lautet der letzte Satz?
Keine Abschiedsrede, jedoch wird Jegerlehner dem Publikum einen Dreizeiler mit auf den Weg geben. Den Inhalt verraten wir noch nicht.

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