Neue Festhalle

Jetzt gehts los!

Am 25. April wird parallel zur diesjährigen BEA nach zweijähriger Bauzeit die neue Festhalle eröffnet. Passend dazu ist auch ein aufschlussreiches Buch erschienen.

Text: Jean-Claude Galli, Bilder: Archiv Bernexpo/jc/zVg
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Am 20. Dezember 2025 schliesst sich definitiv ein Kreis. An diesem Samstagabend tritt in der neuen Festhalle die Bieler Band Pegasus auf. Und sie war auch die allerletzte, die am «Bye Bye Fest» während der BEA2023 zu hörenwar, bevor die alte Halle abgerissen wurde. «Es war eine grosse Ehre für uns,am Schluss vor diesem Denkmal spielen zu dürfen, wovor uns bereits so viele Grössen für Begeisterung sorgten», sagt Sänger Noah Veraguth gegenüber dem Anzeiger für das Nordquartier. «Wir sind natürlich äusserst gespannt auf die neue Location und insbesondere auf ihre Akustik.» In der Tat liest sich die Liste der in der Festhalle seit den 1960erund 1970er-Jahren aufgetretenen Bands wie ein eigentliches «Who is who» der Rock- und Popgeschichte: Rolling Stones, Frank Zappa, Deep Purple, Genesis, Status Quo, Johnny Cash, AC/DC, The Clash, Sting, James Brown, Eros Ramazzotti und Metallica.

Erbaut wird die Festhalle 1948 ursprünglich als Provisorium für die Feier «100 Jahre Bundesverfassung». Die erstmals im September 1951 stattfindende BEA nutzt die Räumlichkeiten bereits früh und trägt ihren Teil dazu bei, dass die Festhalle nicht nur bleibt, sondern zu einem wichtigen Bestandteil des Berner Messe- und Eventstandorts wird. Dieses Zusammenspiel von Festhalle und BEAunter demDach der heutigen Bernexpo nimmt einen wichtigen Teil im Buch «BEA – ihre Menschen, ihre Geschichten – Die Geschichte des Berner Messeplatzes » der Journalistin und Autorin Sandra Rutschi ein, welches diese Woche im Stämpfli Verlag erscheint. «Die Festhalle ist der eigentliche Ursprung des Berner Messebetriebes und der Bernexpo», sagt Rutschi. Eines der Kernstücke im Buch ist eine Langzeit-Reportage zum Bau der neuen Festhalle. «Die alte Halle wurde 1948 nach der Initiative von Zimmermännern in einer viermonatigen Hauruckübung als Provisoriumgebaut, nach dem andere, kostspieligere Baupläne der Stadt gescheitert waren», so Rutschi. Isabelle Kummer, Projektleiterin der Totalunternehmerin HRS Real Estate, sagt im Buch: «Eine Sanierung wäre nicht mehr möglich gewesen. Die Technik und das Material waren veraltet. Und wenn ich daran denke, dass in dieser Holzhalle früher viel geraucht wurde, können wir froh sein, dass nie etwas passiert ist.»

 

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BEA 2025

25. April bis 4. Mai
www.bea-messe.ch

Eventtermine in der neuen Festhalle: 
www.bernexpo.ch

Das Buch «BEA – Ihre Menschen, ihre Geschichten – Die Geschichte des Berner Messeplatzes» von Sandra Rutschi aus demStämpfli Verlag ist ab sofort im Handel erhältlich.


Mit Risiken verbunden

Den Einstieg des Buches bildet ein Interview mit Tom Winter und Peter Stähli, dem CEO und dem Verwaltungsratspräsidenten der Bernexpo. Ihre Antworten machen klar, weshalb sich die Bernexpo entschlossen hat, die neue Festhalle nicht separat, sondern anlässlich der kommenden BEA vom25. April bis zum 4.Mai unter dem Titel «Big Time» zu eröffnen. Peter Stähli sagt: «Die BEA ist die wichtigste Publikumsmesse, generiert einen Sechstel unseres Umsatzes und hat eine grosse überregionale Ausstrahlung.» Und Tom Winter meint: «Zugleich ist sie ein Spiegelbild unseres restlichen Portfolios, auchwas wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen betrifft. Wenn wir die neue Festhalle wie geplant bespielen können, macht sie einen Fünftel unseres Umsatzes und unseres Ertrages aus. Wir behalten die Bernexpo also nicht allein mit der Festhalle marktfähig.»

Zur angesprochenen Bespielung zeigt im Buch Monika Bandi Tanner, Leiterin der Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern, spannende Aspekte auf. «Ein Messeplatz ist nie über, sondern immer vor dem Berg», sagt sie. Eine solche Multifunktionshalle erfolgreich zu betreiben, sei sehr aufwendig und mit Risiken verbunden. Wichtig sei, dass die Bernexpo einen guten Mix aus regelmässig wiederkehrenden eigenen sowie fremden Veranstaltungen finde. Dabei gehe es auch darum, Events von anderen Orten nach Bern zu holen. Die Stadt habe gute Voraussetzungen, um im Kongress- und Meetingbereich national eine wichtige Rolle zu spielen, so Bandi Tanner. Die Stadt sei das politische Zentrum der Schweiz und beheimate zahlreiche Verbände, staatsnahe Betriebe und eine Universität. Sie verbinde West- und Deutschschweiz und sei mit dem öffentlichen und demprivaten Verkehr von fast überall her gut erreichbar. Um auch international interessant zu sein, fehle Bern jedoch die Nähe zu einem internationalen Flughafen.

Erste Highlights sind bekannt

Während die Vorbereitungen zur BEA laufen, geht es nun gleichzeitig darum, die Festhalle für die Zeit danach möglichst gut auszulasten. Mehrere Dutzend Kulturveranstaltungen sind bereits gesetzt. So das Film-Musik-Spektakel «Casino Royale in Concert» vom 7. bis zum 9. Mai, die deutschen Star-Comedi-ans Felix Lobrecht und Mario Barth, der Aufritt der US-Punkrocker Dropkick Murphys am 17. Oktober, das Doppelkonzert von «Krokus» und «Gotthard» am 19. Dezember oder der eingangs erwähnte Auftritt von «Pegasus». «Weitere grosse Namen sind bald spruchreif», so Bernexpo- CEO Tom Winter. Der Auftritt von «Linkin Park» am 20. Juni findet zwar openair auf demGelände statt. Die US-Rockband greift aber ebenfalls auf die Infrastruktur der Halle zurück. «Im Kongressbereich können wir nun tatsächlich in einer höheren Liga spielen, was uns freut, aber natürlich auch ein wenig nervös macht.» Winter erwähnt das Sustainable Switzerland Forum, das MUV-Festival mit dem IFSC Boulder World Cup im Juni, den Hospitality Summit oder die World Cheese Awards, die vom13. bis zum15. November erstmals überhaupt in der Schweiz stattfinden. «Bisher waren wir firmenbezogen vor allem im KMU-Bereich sehr stark. Nun können wir auch andere Segmente anziehen. » Bereits im Vorfeld werden die Abläufe in der neuen Festhalle mehrfach getestet. Nicht nur hinter den Kulissen. So wird der Start der neuen Electro-Eventreihe«Lagooon» am 4. April auch zur Voreinweihung der Location.

Eine zehntägige «Festhütte»

Zur offiziellen Eröffnung bekräftigt Winter noch einmal, was er bereits in unserer Januar-Ausgabe gesagt hat. «Eine angemessene Strategie zu finden, war nicht einfach. Einerseits gibt es eine Chronologie der Inbetriebnahme für einzelne Zielgruppen wie die GP-Startenden vom 10. Mai oder die ersten Konzertgänger. Nicht nur die Stadt hat über das Bauvorhaben abgestimmt, sondern auch der Kanton. Immerhin 30 – je 15 von der Stadt und vom Kanton – der knapp 110 Millionen kommen von dort. Deshalb wollen wir die Festhalle für alle eröffnen. Und zwar nicht mit mit einer Konzertreihe, bei der wir wiederum nur einzelne Fangemeinden hätten ansprechen können. Wir eröffnen die Halle lieber mit unserem Flagship-Event BEA. Dann können gleich eine Drittelmillion Menschen dabei sein.» Direkt nach dem Eröffnungsakt wird die neue Festhalle deshalb für alle Bernerinnenund Berner zugänglich sein. ImBereich «Stage» ist die BEAThemenwelt «Genuss & Tradition» angesiedelt, die mit kulinarischen Erlebnissen wie den Berner Regionalprodukten und der Weindegustation lockt. «Wir freuen uns riesig, mit der BEA die neue Ära der Festhalle einzuläuten. Unsere Messe bringt seit jeher Menschen zusammen. Und dank dem modernen Event-Gebäude gibt es jetzt noch mehr Raum für Begegnungen, Inspiration und unvergessliche Erlebnisse », sagt Reto Gertsch, Messeleiter der BEA. Tom Winter spricht von einer eigentlichen «Festhütte» während zehn Tagen. «Der Star bei der BEAist seit jeher die Stadt Bern, sind die Produkte und dieMenschen von hier. Dazu kommen neu die imposanten Dimensionen des Saals.» Ebenfalls während der BEA über ist das neue Kongressgebäude «Cube» zugänglich. Beeindruckend ist hier nur schon die schweizweit grösste in einer solchen Anlage fix installierte LED-Wand mit 150 Quadratmetern Ausmass. Das Motto «Big Time» zieht sich durch die gesamte BEA 2025. So wird die Erlebniswelt «Pferd» umfangreicher und spektakulärer denn je. Das diesjährige Highlight im Tierbereich ist die Sonderschau mit Schildkröten und Schlangen. Die Sonderschau im «Grünen Zentrum» ist heuer der Kartoffel gewidmet. Und der Lunapark ist diesmal an zwei Standorten angesiedelt, damit es noch mehr Platz für Fahrgeschäfte und Spiele gibt. Das mittlerweile bereits ikonische Riesenrad steht nach der Fertigstellung der neuen Festhalle übrigens wieder am alten Standort beim Haupteingang.

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Visualisierung von oben: die Festhalle als markanter Blickfang entlang der Papiermühlestrasse. © 2025 GRAFIKREICH AG

Ein Huhn für Stadt und Land

Der viel beschworene Begegnungsfaktor der BEA ist bereits auf dem Cover des Buches von Sandra Rutschi augenfällig. Es zeigt die Ärmel von zwei Menschen, die sich ein Huhn übergeben, rechts ein Landwirt, links eine Businessfrau. «Wir wollten anstelle eines historischen Sujets lieber etwas Erfrischendes und Freches zeigen. Deshalb haben wir auch auf die naheliegende Kuh verzichtet und mit dem Huhn eine überraschendere Wahl getroffen. Das Cover soll das Verbindende der BEA zeigen. Stadt und Land treffen sich und tauschen sich aus. Die Landwirtschaft und die Tiere sind eminent wichtig für die BEA und tragen zu dieser Verbindung bei. Denn gerade die Tiere ziehen viel Publikuman, auch Familien aus der Stadt. Das Huhn war übrigens sehr geduldig beim Fotoshooting», sagt Rutschi.

Bundesräte und Liebespaare

Ihr Buch unterstreicht, dass zum Funktionieren einer Festhalle, einer Frühlingsausstellung und eines ganzes Messeplatzes immer der Menschund seine Erlebnisse an erster Stelle kommen. Vielleicht am berührendsten kommt dies in jenem Teil des Buches zum Ausdruck, in dem BEA-Besuchende ihre Erinnerungen schildern. So auch der heutige Bundesrat Albert Rösti, der als Bauernbub erstmals an der BEAwar. «Wahrscheinlich war ich 12 oder 13, als mein Vater die erste Kuh an eine Eliteschau bringen durfte. Sie hiess Helvetia. Ich durfte mit an die BEA und weiss noch, dass mich die Menge von Leuten und die vielen Küchengeräte beeindruckten. Wir gingen sonst selten weg von daheim und von Kandersteg aus war Bern zur damaligen Zeitweit entfernt. Nie hätte ich damals gedacht, dass ich 2023 in meinem ersten Amtsjahr als Bundesrat an der BEA die wirkliche Helvetia vertreten würde. Ich hielt die Eröffnungsrede auf der Bühne vor der alten Festhalle. Das war für mich ein Highlight, denn der BEA Eröffnungstag ist so etwas wie der Berner Nationalfeiertag.» Oder Kathrin Henkel und Peter Obrecht vom Jodlerklub Bettlach, die sich an der BEA 1998 verliebten und seit 2003 verheiratet sind. Solche Geschichten machen den Zauber aus, der sich jeweils im Frühling auf der Allmend entfaltet und nun dank der neuen Festhalle hoffentlich das ganze Jahr über anhält.

Für Anfragen betr. Veranstaltungen: events@bernexpo.ch

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Cover des Buches «BEA – ihre Menschen, ihre Geschichte».
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1954: Unterwegs mit dem BEA-Express. Bild: Thierstein Bern
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BEA-Luftaufnahme 1960: Da stehen lediglich die alte Festhalle und Zelte. ©Archiv Bernexpo
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BEA-Luftaufnahme 2001: Nun ist auch die zweite Halle (rechter Bildrand) gebaut. ©Archiv Bernexpo
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